Gedanken zur Vergegenwärtigung

 

HORTENSE von GELMINI

 

12. April 2014

 

 

 

Jedes Individuum hält sein eigenes, unbeugsames Zepter der Wahr-nehmung so lange in der Hand bis der Tod es nichtet. Vergegenwärti-gung schafft fortlaufend schwindende Bilderwelten, zum Zeugnis der Ohnmacht gegenüber Vergangenem. Wahrnehmung ortet fliehende Bil-derwelten, Erinnerung dekoriert entgangene Wahrnehmung, Vergegen-wärtigung stellt beides auf ein brüchiges Postament.

 

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Erinnerung vergegenwärtigt Vergangenes und trauert - nicht duldend, dass sie immerdar entschwindendes Vergehen ist, welchem das "Jetzt" unerlöst einwohnt.

 

 

"Jetzt" ist zeitlos. "Jetzt" lässt sich nicht wahrnehmen als wartende Gegenwart oder als Blick auf eine nicht wartende Zukunft, sondern ist nackte Ausgeliefertheit an eine Seinsgeschwängerte, nicht wartende Gegenwart, welche pure Existenzangst intendiert.

 

Die pure Existenzangst sucht die nackte Ausgeliefertheit fluchtartig in Zeitgedungenen Vergegenwärtigungen zu orten. In der Hoffnung auf ein Existenzsicherndes Verharren baut der Mensch sich Gedanken-burgen vergegenwärtigter Erinnerung ohne sich dessen gewahr zu sein, dass auch diese unentrinnbar zeitlosem "Jetzt" ausgeliefert sind, was zu einer permanenten Verlustangst führt.

 

 

Die nackte Ausgeliefertheit, an das zeitlose "Jetzt", welche eine pure Existenzangst bedingt, lässt sich jedoch weder durch Vergangenheits-geschwängerte Vergegenwärtigungen noch durch Zukunftsträumereien eliminieren, da es weder ein wartendes Vergangenes-, noch ein wartendes Gegenwärtiges-, noch ein wartendes Zukünftiges "Jetzt" gibt.

 

 

Einzig die Liebe in ihrer uneingeschränkten Seinsfülle ist derart zeitlos, dass sie sich dem "Jetzt" einer nicht wartenden Gegenwart niemals entzieht. Das ist Seinswirklichkeit pur!